• Historische Ansicht von Georg Kieser, 1683

    Historische Ansicht von Georg Kieser, 1683

Schlossgeschichte...

DIE HERREN VON FILSECK:

Die Burg Filseck geht - wie so viele andere Burgen auch - in die Stauferzeit zurück - und wurde vermutlich von Graf Egino von Aichelberg um 1230 gebaut.

1268 wurde ein Ritter Ernst von Filseck als Dienstmann der Grafen von Aichelberg genannt, was darauf schließen lässt, dass zu dieser Zeit Filseck in Aichelberger Besitz war.
Dass es sich beim Besitzer von Filseck um eine angesehene Adelsfamilie handeln musste, geht schon daraus hervor, dass das vom Gemäuer eingeschlossene Areal 16 Ar umfasst, was gemessen an anderen Burgen, z.B. Staufeneck, das 7 Ar umschloss, von beachtlicher Größe war. Bis zum Jahre

1318 war die Burg in Aichelberger Besitz. Damals verkauften Graf Diepold von Aichelberg und seine Söhne die Burg an den um Vermehrung seines Besitzes bedachten Grafen Eberhard I. von Württemberg. Doch schon in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ging die Burg an Reuß von Reußenstein über, in deren Besitz Filseck 200 Jahre war.

Einer der Reußen, Hans-Michael Reuß von Reußenstein, wurde als Kommandant der Burg Hohenstaufen unrühmlich bekannt. Am 29. April 1525 plünderten die Bauern des "Gaildorfer Haufens" den Hohenstaufen. Nachdem die Burgbesatzung die Übergabe der Burg verweigert hatte, gab der Bauernhauptmann Jorg Bader aus Böbingen den Befehl zum Angriff.

Angesichts der militärischen Überlegenheit der Bauerntruppe setzte Michael Reuß alles auf eine Karte: er befahl sämtliche Geschütze am Burgtor aufzustellen und auf einmal zu zünden. Mit seiner Burgbesatzung floh Reuß unter dem Donner der Schüsse und im Nebel des Pulverdampfes aus der Festung zu seiner Ehefrau auf Schloss Filseck. Diese Vorgehensweise trug ihm den Spottvers "Reuß nahm Reißaus" ein. Noch am selben Tag wurde die einstige Kaiserburg auf dem Hohenstaufen von den aufständischen Bauern in Brand gesteckt. Der Gaildorfer Bauernhaufen, nahm die Verfolgung auf und verschonte Schloss Filseck nur, weil die Frau des Reuß von Reußenstein im Kindsbett lag.

Auf dem Grabmal des Reuß von Reußenstein in der Stiftskirche Faurndau kann man das Reußensteiner Bärenwappen finden. Das Epitaph zeigt zwei Wappenschilde innerhalb einer breiten Umrahmung. Im oberen Wappenschild steht der Reußensteiner Wappenbär, aufgerichtet, angriffslustig die Krallen zeigend und die Zunge heraustreckend.

Für den 1525 in Stuttgart geborenen, einer alten württembergischen Beamtenfamilie entstammenden Balthasar Moser sollte sich die Zeit seines Wirkens in Göppingen als Sprungbrett auf der Karriereleiter erweisen. Nach offensichtlich erfolgreicher Promotion zum Doktor und Eintritt in den württembergischen Beamtendienst war Moser seit 1548 in Göppingen wohnhaft, wo er ab 1551 als Verwalter der Adelbergischen Güter eingesetzt war. 1558 wurde er zum Bürgermeister der Stadt Göppingen ernannt, eine Funktion, die nach heutigem Verständnis der eines Finanzdezernenten entsprach. Bis zum Tode seiner ersten Ehefrau Barbara König im Jahr 1571 bestimmte Balthasar Moser in dieser Funktion maßgeblich die Geschicke der Stadt Göppingen mit. Danach wurde er nach Stuttgart zum Rentkammerrat berufen.

Von Balthasar Mosers Geschick in Grundstücksgeschäften kündet der monopolähnliche Erwerb von Bergwerksrechten und Eisenwerken in Wasseralfingen - einschließlich Beteiligungen zusammen mit seinem Schwager Martin Eisengrein und Herzog Christoph von Württemberg ums Jahr 1555.

Mit den erwirtschafteten Gewinnen konnte er 1568 der Familie Reuß das reichsunmittelbare Rittergut Filseck abkaufen. Balthasar Moser schuf damit den äußeren Rahmen zum Aufstieg seiner Familie in den erblichen Adelsstand.

Bereits 1573 verkaufte der kühl kalkulierende Geschäftsmann und Beamte Balthasar Moser das nicht übermäßig gewinnbringende Rittergut Filseck an Dietrich von Gemmingen.

Unter ihm stand es mit Filseck auch nicht zum Besten, so dass er wenig Freude daran hatte und es 1596 an Burkhardt von Berlichingen weiterveräußerte. Dieser ließ in den folgenden Jahren anstelle der Burg ein Renaissanceschloss erstellen. Der Nord- und ein Teil des Ostflügels bekamen in etwa die heutige bauliche Gestalt. Wegen der ihm vorgeworfenen finanziellen Unregelmäßigkeiten in Diensten des württembergischen Herzogs kam er 1597 in Haft. Zweieinhalb Jahre verbüßte er auf Hohentübingen und der Festung Hohenurach. Seine in Waiblingen wohnende Frau musste sich zwangsläufig um den gerade begonnenen Schlossbau kümmern. Nach der Entlassung aus der Haft zog Burghardt von Berlichingen nach Prag und überließ 1608 seinen fünf Erbtöchtern Schloss Filseck, das diese und ihre Nachkommen über den Dreißigjährigen Krieg hinweg in ihrem Besitz halten konnten.

1710 ging Schloss Filseck in den Besitz des Klosters Schöntal über.

Abt Knittel hatte an seinem Besitz keine ungeteilte Freude, denn der Vogt zu Göppingen meldete dem evangelischen Herzog jede Taufe, Hochzeit oder jeden Gottesdienst, die Schöntal durch Kapuziner aus Dürnau in der wenig später eingerichteten Schlosskapelle auf Filseck abhielten. Dies führte zu Reibereien.

Im Kloster Schöntal stößt man auf die Spuren des bekannten Zisterzienserabts Benedikt Knittel. Er wurde am 16. Dez. 1650 als Johannes Knittel in Lauda geboren. 1671 wurde er als Mönch in Kloster Schöntal geweiht, 1683 wurde er Abt des Klosters. 1732 verstarb er.
Bekannt wurde Abt Knittel durch seine Dichtungen, die sogenannten "Knittel-Verse", die er inlateinischer Sprache abfasste. Die Verse schrieb er auf Fässer und Hauswände.

Der Abt verkaufte 1721 Schloss Filseck an den General Carl Magnus Leutrum von Ertingen. Dieser ließ den Ostflügel des Schlosses und auch den Charlottenhof, der nach seiner Gemahlin benannt wurde, erbauen. Zudem entstanden auch Parkanlagen und Alleen.

Seiner hohen Schulden wegen ging Filseck auf dem Konkursweg 1749 an den Hauptgläubiger, den Augsburger Bankier Christian I. von Münch über.

Die Familie Münch, die seit 1850 ihren Sitz in Hohenmühringen hatte und auch noch mehrere Schlösser und Gutshöfe ihr Eigen nannte, besaß Schloss Filseck bis 1971. Der letzte männlich Spross, Oskar von Münch, starb 1920 in einer Heilbronner Heil- und Pflegenanstalt. So kam Filseck in Erbfolge an die von Podewils. Freiherr Arnold von Podewils, Rittmeister in Leinstetten, war der Sohn der einzigen Schwester Gabriele, geb. Münch, die 1953 verstarb.

Seine zweite Ehefrau, Margarete, geborene von Rohr, erbte das Gut. Sie verkaufte nach dem verheerenden Brand im Mai 1971 Schloss Filseck an Dr. Manfred Beck aus Stuttgart, ehe es 1986 der Landkreis Göppingen nach vielen fehlgeschlagenen Projekten und Verkaufsabsichten als "Ruine mit Dach" erwarb, um das Schloss als Kulturdenkmal und Landmarke zu erhalten.

Das Schloss beherbergt heute neben dem Restaurant und Sälen sowie den zugehörigen Wohnungen das Kulturamt des Landkreises Göppingen mit Kreisarchiv und Kreisarchäologie.

Im Informationszentrum befindet sich die Dokumentation zur Schlossgeschichte.

Am 1. Januar 2008 ging Schloss Filseck in den Besitz der Stiftung Schloss Filseck der Kreissparkasse Göppingen über.

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