Über alle Berge - Das Landschaftsbild im Wandel der Zeit

27.01.2024 - 21.04.2024

Die Ausstellung "Über alle Berge" rückt ein Sujet innerhalb der Landschaftsdarstellung – Berge und Bergwelten – in den Mittelpunkt. Berge sind Sehnsuchtsorte für Wanderer und Bewunderer der Natur, aber auch extremer Lebensraum und seit jeher Motiv in der bildenden Kunst. Die Landschaftsmalerei wurde erst um 1600 zu einer eigenständigen Gattung. In der Antike und im Mittelalter stellten die dargestellten Landschaften vorrangig Schauplätze und Hintergründe für biblische Szenen dar.
Mit der Erfindung der Tubenfarbe konnten Künstler*innen Anfang des 19.Jahrhunderts im Freien das gleisendes Licht eines im Abendrot leuchtenden Gipfels im Augenblick einfangen. Infolgedessen wurde die Freiluftmalerei sehr populär. Den Maler*innen des beispielsweise Impressionismus und des Expressionismus ging es allerdings nicht darum, jedes Detail der Landschaft so realistisch wie möglich festzuhalten, sondern vielmehr die Schlüsselelemente wie Licht, Farbe und Schatten darzustellen: weg vom reinen Abbild der Natur hin zum Verinnerlichen und Fühlen eines Inhalts und zum Inneren des Dargestellten.
In dieser Tradition kann Robert von der Heides Aquarell Sonnenuntergang auf dem Fjell gesehen werden, das eine melancholische Stimmung wiedergibt.
Die verschiedenen Kunstepochen bzw. Stilrichtungen des 19. und 20. Jahrhunderts veranschaulichen den Wandel in Bezug auf den Menschen und die Umwelt, so auch in der Landschaftsmalerei. In Erich Heckels Landschaftsgemälde Schwäbische Berge von 1944 feiert der Künstler die Natur in vielen Grünschattierungen, die abgebildeten Felder erzählen uns etwas über die damalige Anzahl der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung und lassen sich mit dem heutigen Stand abgleichen. Die Darstellungen Klaus Heiders Bergwinkelkonstruktion, Schwäbische Alb von 2010 geht dem Thema auf konzeptionelle und abstrakte Art nach.
Zu den Künstler*innen aus der städtischen Kunstsammlung sind zwei Künstlerinnen eingeladen, die sich mit dem Thema Berge aus heutiger Sicht beschäftigen: Ester Vonplon interessieren Orte fernab der Zivilisation, die sie fotografisch erkundet – Schneelandschaften, Eis und Gebirge. Für die Serie Wieviel Zeit bleibt der Unendlichkeit reiste Ester Vonplon 2016 in die Arktis. Dort verwendet sie u.a. Farbpolaroids, von denen sie das Negativ ablöst – das Negativ ist bei dem Sofortbildverfahren eigentlich ein Abfallprodukt – und danach einscannt. Die dadurch entstehenden Farbstörungen und Schlieren lassen die Aufnahmen von Wasser und Eis sehr poetisch erscheinen.  
Ulrike Heydenreich ist fasziniert von historischen Landkarten und panoramischen (Berg-) Landschaften, die sie in Zeichnungen und Objekte, Collagen mit Falttechniken überträgt. 
So arbeitet sie beispielsweise in Fadenzeichnung 10 (Palisgruppe von Westen) die Gegensätze zwischen natürlichen und konstruierten Formen oder in Fundstück 12 (Sulzfluh) Bildlichkeit und Abstraktion heraus.
In den Werken der Ausstellung – Malerei, Zeichnung, Grafik und Fotografie –  verdeutlicht sich das wandelnde Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt, drücken sich Ideen gegenüber der Natur über Epochen aus und lassen Veränderungen der gesellschaftlichen Verhältnisse erkennen.

 

Galerie im Ostflügel auf Schloss Filseck. Mittwoch bis Sonntag  von 13.00 bis 17.00 Uhr. Auch an Feiertagen geöffnet. Eintritt frei.